Mein Onkel ist Maulwurf, er macht Gänge in die Erde und da die gut gelingen darf er an interessanten Orten auf der Erde anderen Maulwürfen Tipps geben. 2004 war das bei einem neuen U-Bahn Tunnel in Santiago de Chile. Da meine Tochter diesmal alt genug war besuchten wir ihn kurzerhand.
Der Blick aus dem Flugzeug und die Fahrt zum Hotel verursachte ein seltsames Gefühl, das sich beim Aufenthalt in Santiago noch verstärkte: Bin ich wirklich in Südamerika oder ist das eine spanische Großstadt? Erst weniger moderne Viertel, Essen, Märkte und Menschen lassen erkennen, dass man tatsächlich über den Atlantik gereist ist. Santiago ist sehr modern und vor allem die U-Bahn vorbildlich und unglaublich sauber.
Viele Stadtspaziergänge führen uns an sehenswerte Orte. Wir fahren mit der Standseilbahn auf den Cerro San Cristóbal wo die Jungfrau die Stadt beschützt. Unzählige freilebende Katzen und Hunde beleben die Stadt. Das Zusammenleben scheint gut zu klappen, die Tiere sehen gesund aus, kümmern sich recht wenig um die Menschen und immer wieder wirft ihnen jemand den Rest von einem Snack zu.
Ein Ausflug am Wochenende mit dem Bus nach Valparaíso führt uns nicht nur ans Meer sondern auch in eine weniger moderne und richtig chilenische Stadt. Auch hier gibt es einen ‚Hausberg‘, diesmal mit Aufzug erreichbar und mit einer wunderbaren Aussicht über Stadt und Bucht. Mit dem Micro (ein kleiner oder normaler innerstädtischer Bus) fahren wir in der Stadt herum, besuchen die große Markthalle und essen schließlich in einem Restaurant am Strand.
Nach einer Woche lassen wir meinen arbeitenden Onkel in der Hauptstadt zurück und machen uns auf den Weg in den Norden. Die erste Station ist La Serena – 7 Fahrstunden von Santiago entfernt. In einem (öffentlichen!) Bus der Kategorie Salón-Cama mit Liegesitzen wie im Flugzeug erster Klasse, Decken und Frühstück ist das Reisen hier wunderbar zeitsparend und extrem günstig. Die Fahrt kostet 16 Euro, das Ticket gibt es völlig unkompliziert am Busbahnhof am Schalter.
Einen Tag verbringen wir in der Stadt mit Bummeln und Spaziergängen am 8km langen Strand mit Leuchtturm wo wir sogar Seelöwen sehen. Weiter gehts nach Copiapo. Wir nächtigen in einer sehr einfachen Privatpesion mit einer sehr netten älteren Besitzerin die mir den bisher besten Kaffee serviert. Wir besuchen den alten Bahnhof mit einer alten Lok, das Mineralienmuseum in dem sogar Steine aus Österreich zu sehen sind und schlendern über den berühmten Hauptplatz mit den 94 Pfefferbäumen.
In Antofagasta gibt es Zollamt, Hafenbehörde und Bahnhof mit Salonwagen von 1900 zu sehen. Der Hauptplatz mit dem Türmchen in der Mitte, das aus London stammt ist beeindruckend, vor allem wegen der Kondore die am Rand der Dächer sitzen und die Menschen zu beobachten scheinen. Das nächste Ziel ist San Pedro de Atacama mitten in der Wüste, die auch gleich am Stadtrand beginnt.
San Pedro ist ein kleiner Touristenort voller niedriger Lehmhäuser und Sandstraßen. Der erste Ausflüg führt uns in die Salzwüste, ins Valle de Muerte mit einer beeindruckenden Höhle und ins Valle de la Luna mit unglaublich buntem Gesteinsformationen. Wir gehen über eine Sanddüne auf einen Hügel wo wir den Sonnenuntergang erleben, der die Anden in rotes Licht taucht.
Den nächsten Tag starten wir im Museum für präkolumbianische Geschichte, danach geht es zum Sandboarden und am Nachmittag besuchen wir eine Oase mit altem aber ausgeklügeltem und voll funktionsfähigem Bewässerungssystem. Der letzte Tag in der Wüste führt uns zum Geysir del Tatio auf 4321m Höhe, der somit auch der höchstgelegenste Geysir der Erde ist. Das heiße Wasser rinnt in kleinen Bächen über das Plateau, am Rand entsteht schon Eis. Wir baden in einem dampfenden Wasserloch.
Die Fahrt über ein Andendörfchen und unendliche Landschaft mit Vikunjas, Lamas, Alpakas, Nandus, Esel und Hasen führt uns zurück nach Antofagsta und damit auch Richtung Santiago. Unsere Reise ist fast zu Ende und nach einem echt chilenischen Abenessen mit meinem Onkel steigen wir um viele Eindrücke reicher ins Flugzeug.